Hundebesuchsdienst für Menschen mit Demenz in Pflegeheimen, Altersheimen oder auch privat

4 Pfoten auch für Sie?

Weil Nähe keine Worte braucht.

Manchmal sitzt Yvonne Stüsgen bei Hausbesuchen einfach nur am Bett der Demenzkranken – auch wenn die Betroffenen nur noch wenig sprechen können. Ihre treue Begleiterin ist Golden-Retriever Hündin Sunny. Seit Mai ist die Heilpraktikerin mit ihrem Vierbeiner ehrenamtlich für Menschen mit Demenz im Einsatz. Ins Leben gerufen wurde das ganze von dem Hundebesuchsdienst „4 Pfoten für Sie“.

Womit Menschen sich manchmal schwertun, gelingt Hunden meist auf Anhieb: Sie gehen unbefangen auf Betroffene zu. „Die Begegnung mit den Tieren ermöglicht Menschen mit Demenz eine Verständigung, die wortlos

auf einer tiefen emotionalen Ebene abläuft“, sagt Katrin Meyer von der Initiative „4 Pfoten für Sie“. Das bestätigt auch Stüsgen aus der praktischen Erfahrung. „Sunny öffnet Türen und schafft Verbindungen“, sagt sie. Oft sei es die Bloße Anwesenheit der Vierbeiner, die den Menschen mit Demenz helfen. „Die Hunde vermitteln Wärme, spenden Trost und bringen die Menschen zum Lachen“, so die Heilpraktikerin weiter. Besonders auf Demenzkranke wirken Hunde beruhigend.

Stüsgen hat sich nach einem persönlichen Schicksalsschlag für das Ehrenamt bei „4 Pfoten für Sie“ entschieden. Durch einen Bandscheibenvorfall konnte sie für eine längere Zeit nicht mehr laufen. „In dieser schweren Zeit war Sunny immer an meiner Seite und dieses Gefühl möchte ich auch an andere Menschen weitergeben, die es schwer haben“, erzählt Stüsgen. Das berühre sie jedes Mal aufs Neue. Sunny ist eine lebensfrohe und aufgeweckte Hündin. Besonderes Training für die Hausbesuche sei nicht notwendig, erklärt Meyer. Die Hunde müssten jedoch schon eine gewisse Grundausbildung haben und gehorchen können.

Pro Hausbesuch entstehen Kosten von 20 Euro. Diese können von der Pflegekasse erstattet werden, wenn die pflegebedürftigen Menschen zuhause versorgt werden. Koordinatorin Meyer weiß, dass sich das in Pflegeheimen schwieriger gestaltet und auch nicht alle Betroffenen die Möglichkeit haben, sich einen solchen Besuch leisten zu können. Auch das gehöre zu der Realität dazu. „Das ist im Anbetracht auf die effektive Wirkung schade“, sagt Koordinatorin Meyer. Meistens haben die Demenzkranken früher selbst einen Hund als Haustier in der Familie gehabt – das löse dann im Alter und insbesondere mit der Krankheit schöne und positive Gefühle in ihnen aus.

„Wenn jeder etwas an die Gesellschaft zurückgibt, dann funktioniert die Gesellschaft auch insgesamt besser“, so Stüsgen. Aktuell besucht sie mit Sunny zwei Mal im Monat eine demenzkranke Dame in Neuss. „Wäre mein Terminkalender in der Praxis nicht so voll, wäre ich sehr gerne auch öfter im Einsatz“, sagt Stüsgen. Von den Hausbesuchen könne Stüsgen viel für ihr eigenes Leben lernen. „Oftmals sind es die kleinen Dinge, die Menschen erfreuen“, so die Neusserin. Besonders mit Demenzkranken sei es wichtig, geduldig und empathisch zu sein. Sie gehe ohne Erwartungen zu jedem Hausbesuch. Manchmal gebe es ein Gespräch, hin und wieder ein Spaziergang, häufig auch einfach nur eine Streicheleinheit für Hündin Sunny. „Es ist schön, durch das Ehrenamt Menschen wieder Lebensfreude zu schenken“, so Stüsgen.

Von Rheinischen Post Yasemin Kamisli